ABIDA-TAGUNG: DEMOKRATIE UND (DES-)INFORMATIONSGESELLSCHAFT
ABIDA-TAGUNG: DEMOKRATIE UND (DES-)INFORMATIONSGESELLSCHAFT
Zur Funktion und Verbreitung von Big Data, Fake News und Verschwörungstheorien
26. und 27. April 2018, Universität Salzburg
Spätestens seit dem Präsidentschaftswahlkampf zwischen Donald Trump und Hillary Clinton im Herbst 2016 sind nicht nur „Fake News“ in aller Munde, sondern es existiert auch ein Bewusstsein und eine Sorge über die politische Macht digitaler Technologien, vor allem im immer bedeutender werdenden Bereich der Tech-Intermediäre (Soziale Medien und Suchmaschinen).
Parallel zum Anstieg der Relevanz von sozialen Medien steigt auch der Missbrauch der veröffentlichten Meinung stark an. Einschlägige Organisationen (z.B. Cambridge Analytica) machen sich die Vielfalt an digitalen Spuren der Individuen zunutze, um mittels Big Data-Analysen Persönlichkeitsprofile zu generieren und auf dieser Grundlage Wahl- und Kaufabsichten gezielt zu beeinflussen. Gleichzeitig versuchen Regierungen und Verbände in den USA und vielen EU-Ländern inzwischen im Falle von „Fake News“, „Hate Speech“ oder „Verschwörungstheorien“ mit entsprechenden Gesetzesentwürfen oder Maßnahmen gegenzusteuern. Unter diesem Druck sehen sich auch Akteure wie Facebook und Google gezwungen, entsprechende „Fact checking“-Maßnahmen einzuführen bzw. ihre Algorithmen und Meldesysteme an entsprechenden politischen Normativen auszurichten.
Auffällig daran sind die Unschärfe und die Arbitrarität, mit welcher die genannten Begriffe wie „Fake News“ definiert und die entsprechenden Maßnahmen begründet werden. Denn dieselben Regierungen, die das Netz ‚überwachen‘ und dadurch vermeintlich sicherer machen wollen, sind, wie die Beispiele Trump oder der österreichische Nationalratswahlkampf zeigen, nicht unwesentlich an „Dirty Campaigning“-Aktionen selbst beteiligt. Doch die Gefahr für eine demokratische und offene Gesellschaft droht nicht nur durch gezielte Täuschungs- oder Propaganda-Aktionen. Auch die performative Kraft von Big Data-Praktiken birgt das Potential von (Selbst-)Täuschung im weiten Sinne von „Desinformation“.
Die Tagung fokussiert unter anderem folgende Fragen: Welche Formen von Desinformation gibt es überhaupt und wie unterscheiden sie sich? Gibt es tatsächlich eine neue Qualität der Manipulation? Welche Chancen, Herausforderungen und Grenzen sind mit Big Data-Analysen verbunden? Wie verändern digitale Technologien und die durch sie ermöglichten Praktiken die Kommunikationskultur und die Wissensproduktion in demokratischen Gesellschaften? Welche Formen der Fremd- und Selbstregulierung sind sinnvoll und wünschbar, um desinformativen Tendenzen Einhalt zu gebieten aber zugleich progressive Potentiale neuer Kommunikationstechnologien zu nutzen?
Programmheft zur Tagung